Die ersten 10 vor 11 Kulturmagazine

Neun Formate des Kulturmagazins wurden in seinem ersten Jahr ausgestrahlt. Die Titel waren: Die Maus und andere Geschichten, Die Guillotine, „Vor Abfahrt des Zuges“, „Nordwest-Passage“, Die letzen 20 Sekunden lügen nie., Frau mit Eigenschaften, Der chinesische Thermidor, „Die ersten 140 Takte der Walküre“ und Zeitenwechsel (rasch).

Die Maus und andere Geschichten

(23.05.1988)

Ein Automobil stößt mit einer Lokomotive zusammen. Wie die Städte aussehen, die uns in das nächste Jahrhundert begleiten. Ein Kunstflieger im Tiefflug unter den Brücken der Isar erschreckt die Menschen.

Wir haben diese unveröffentlichten Filme in die Originalkinos gesetzt, die 1945 durch Bomben zerstört wurden. Agenteneinsatz ohne Wiederkehr. Roms Untergang in Kurzfassung im Kino. Das Aroma der Frühe: Saurier im Urmeer. Unsere Vorfahren: klein, flink und kurz Zwergspitzmäuse waren die gefährlichsten Gegner dieser Saurier. Von dort kommen wir zur Titelgeschichte: Eine Maus, nicht schneller als 3 km in der Stunde in Konkurrenz zu den Verkehrsmitteln des 20. Jahrhunderts. Kolumbus Fahrt nach Amerika. Tod im Beziehungsdreieck nach Jean Luc Godard.

16 Filme in 24 Minuten.

Es handelt sich um ein Minutenfilm-Magazin im dctp Fensterprogramm.

Die Guillotine

(30.05.1988)

Ein Beitrag zur Serie: 200 Jahre Französische Revolution. Hier geht es um die Guillotine. Die Französische Revolution wollte mehr Menschlichkeit auch für jene, die zum Tod verurteilt waren. Der Apotheker Guillotin erfand eine Schneidemaschine zum Abschneiden von Köpfen, die berühmte Guillotine. Dass jemand, der langsam geboren und langsam aufgewachsen ist, so schnell zu Tode kommt, ist ein Schock.

Karl Heinz Bohrer, berühmter Essayist und Herausgeber der Monatszeitschrift Merkur, Zeitschrift für europäisches Denken, berichtet in der Sendung „10 to 11“ über den Schrecken, den diese Maschine verursachte. „Die Kategorie der Plötzlichkeit und das Bild des Schreckens.“

„Vor Abfahrt des Zuges“

(20.06.1988)

Alfred Edel gehört zu den originellsten Schauspielern des neuen deutschen Kinos, er hat inzwischen seine Gemeinde, nachdem er, wenn auch oft nur kurz, in über 90 Filmen aufgetreten ist. Wir haben ihn in München unter Zeitdruck angetroffen, er stand kurz vor der Abreise. In Eile, aber deshalb besonders deutlich, erzählt er von seinem Leben, von seiner Arbeit als Schauspieler und von seiner Vorliebe für das Zugfahren. Dazu Ausschnitte aus Filmen mit Alfred Edel.

Ein dctp-Magazin aus der Reihe „Namen und Leute“.

„Nordwest-Passage“

(27.06.1988)

Im 19. Jahrhundert suchte der englische Kapitän Franklin nördlich von Kanada eine Seeverbindung zwischen Atlantik und Pazifik. Er glaubte, dass das Polarmeer jenseits der Packeisgrenze eisfrei sei. Von seiner zweiten Er­kun­dungs­fahrt kehrten Schiff und Besatzung nicht mehr zurück. Über das Schicksal Franklins hat der Schriftsteller Stan Nadolny einen stark beachteten Roman verfasst mit dem Titel „Die Entdeckung der Langsamkeit“. Alexander Kluge hat sich vom Autor berichten lassen, das Gespräch ist mit Bild und Filmmontagen unterschnitten. Ein dctp-Magazin aus der Reihe „Namen und Leute“.

„Die letzen 20 Sekunden lügen nie.“

(08.08.1988)

Aus Paris ist der zum Umkreis der Cinematique Francaise zählende Regisseur Gerard Courant angereist. Er hat eine Spezialität: Er nimmt mit einer speziell von ihm hergerichteten 8 mm Kamera Portraits auf, und zwar genau in der Länge einer 8 mm-Kassette; 3 Minuten, 20 Sekunden. Niemand in der Welt, behauptet Gérard Courant, vermag seine Mimik über diese Zeitstrecke zu beherrschen.

In München dreht Gérard Courant die 984. – 992. Folge seiner Portraits, die er später in einer langen Nacht der Pariser Oper in einer gemeinsamen Veranstaltung von ihm und der Firma Rochas vor Pariser Publikum vorführen wird. Unter den Abgebildeten finden sich Aragon, J.L. Godard, Volker Schlöndorff, Margarete von Trotta, ein berühmter Komiker u.a.; Godard z.B. pflegt eine „eiserne Miene“, er liest nämlich einen deutschen Verleihvertrag für seinen Film, aber in den letzten Sekunden leckt er sich die Lippen und ist eben nicht nur „sachlich“.

Florian Hopf hat den Künstler befragt, er liefert ein Portrait dieser Spezialkunst des Portraitierens und setzt die Filmbeispiele in Verbindung mit der Frühzeit der Filmgeschichte, insbesondere dem Werk der Gebrüder Lumière.

Viele Filmbeispiele.

„Frau mit Eigenschaften“

(22.08.1988)

Die Schauspielerin Hannelore Hoger, mehrfach zur Schauspielerin des Jahres gewählt, ist auf der Bühne zu Hause. Sie besitzt aber auch ein Publikum wegen ihrer Auftritte in Film und Fernsehen. Die Sendung zeigt Ausschnitte aus Filmen mit Hannelore Hoger und zeichnet ein persönliches Portrait der Künstlerin; Frau Hoger wiederum liefert Kurzportraits von Helmut Schmidt, dem verstorbenen Regisseur Gustav Gründgens, sowie von Peter Zadek. Personality talk show.

„Der chinesische Thermidor“

(29.08.1988)

Thermidor ist im französischen Revolutionskalender ein heißer Monat. Das Wort bezeichnet den Monat, in dem Robespierre gestürzt und der Elan der großen Französischen Revolution gebrochen wurde. In China hat sich, sagt Oskar Negt, für die Witwe Mao Tse-tungs und deren radikale Gruppe ein solches Ereignis wiederholt.

„Die ersten 140 Takte der Walküre“

(19.09.1988)

Die ersten 140 Takte der Walküre sind ein berühmtes Orchestervorspiel: Unwetter, Blitz. In einer wüsten Waldgegend flüchtet ein Mensch. Verfolger in der Ferne. Die Filmregisseure, die an unserem Fernsehprogramm mitarbeiten, werden im Laufe der Zeit jeder eine Bildsequenz zu dieser Musik herstellen. In unserer Sendung sind 5 solcher Montagen zu sehen; gleichzeitig als Widmung für das abgebrannte Frankfurter Opernhaus. Es spielt das Frankfurter Opernhaus und Museumsorchester. Michael Gielen, Chefdirigent und Komponist, erläutert den musikalischen Zusammenhang der 140 Takte. „Die ersten 140 Takte der Walküre“. Ein imaginärer Opernführer.

Zeitenwechsel (rasch)

(19.12.1988)

Als das wichtigste Werk des Philosophen Martin Heidegger gilt das Buch „Sein und Zeit“, erschienen 1928. Ein Musikfilm über Sätze aus dem berühmten Buch und über raschen Zeitenwechsel, insbesondere zu Silvester und im Todesfall.


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