Nachrichten aus der ideologischen Antike im Schauspielhaus Hamburg

Nachrichten aus der ideologischen Antike

von Alexander Kluge

In einer Bearbeitung von Kevin Rittberger

Uraufführung

Premiere 30.01.10, 20:00 Uhr, Malersaal

»Wenn einer mit einem Taschenmesser in eine Maschine hineinschneidet, fließt Blut heraus.«
ALEXANDER KLUGE/ OSKAR NEGT

»Die Menschen müssen ihre Maschinen befreien, damit sie sich revanchieren können.«
DIETMAR DATH

1927 schreibt der russische Filmemacher Sergej Eisenstein folgendes in sein Arbeitsbuch: »Der Entschluss steht fest, »Das Kapital« nach dem Szenarium von Karl Marx zu verfilmen.« In den imaginären Steinbrüchen Alexander Kluges lebt das Vorhaben nun fort. Die szenischen Miniaturen – und darin folgt er Eisensteins Vorstellung einer kugelförmigen Dramaturgie – sind einzelnen Lebensläufen geschuldet, während gleichzeitig Assoziationsketten und Subtexte die gesamte Menschheitsgeschichte aufrufen. Es geht um den langen Marsch der Außenwelt in das Innere des Menschen.
Menschen haben, so Kluge, wenn auch nur in ihren Zellen, ein Bewusstsein dafür, den geschichtlichen Prozess beeinflussen zu können. Auf die Frage, ob sie mit dem Resultat ihrer Arbeit zufrieden seien, antworten die toten Geschlechter: So haben wir das alles nicht gewollt. Niemals aber werden sich die Menschen ihren Weg in die Emanzipation ausreden lassen. Im Magazin des ehemaligen Grand-Guignol-Theaters, das noch bis vor 40 Jahren Horrorstücke spielte, werden die Fragen nach dem Unabgegoltenen in der Geschichte nun neu gestellt, der »Zeitbedarf von Revolutionen« neu formuliert: Einer der Darsteller, der Mann ohne Kopf, probt seit 40 Jahren die perfekte Hinrichtungsszene. So werden die »Nachrichten aus der ideologischen Antike«, Kluges verspielter Kommentar auf das Hauptwerk von Karl Marx, nun mit den Mitteln der Bühne fortgesetzt – auch als Reverenz an jene Mitglieder unseres Ensembles, die in Kluges Film mitgewirkt haben.

Kevin Rittberger, geboren 1977 in Stuttgart. Studium der Neueren Deutschen Literatur, Publizistik und Kommunikationswissenschaften in Berlin. 2004 Inszenierung am Staatstheater Stuttgart: »Hunger nach Sinn. Fünf Szenen nach Alexander Kluge.« Dort bearbeitete und inszenierte er auch 2006 den Roman »Ostend« von Manfred Esser. Am Schauspielhaus inszenierte er »Der Wunderheiler« von Brian Friel. Im Rahmen der von ihm kuratierten Veranstaltungsreihe »Entschleunigung!
« (2007/2008)schrieb und inszenierte er »Beyond History« im Rangfoyer. Weitere Arbeiten am Schauspielhaus: »Hunger nach Sinn. Zweiter Teil« und »Fast Tracking« (2008). Mit seinem Stück »Dritte Natur« wurde er 2008 zu den Werkstatttagen am Burgtheater Wien eingeladen. Kevin Rittberger wird in dieser Saison auch in Berlin, Frankfurt und Wien arbeiten.

PREMIERE 30. Januar 2010 Malersaal

Regie Kevin Rittberger
Bühne Christoph Ebener
Kostüme Janina Brinkmann
Musik Stefan Schneider
Dramaturgie Steffen Sünkel
Licht Björn Salzer
Video Alexander Grasseck

Mit Ute Hannig, Lukas Holzhausen, Felix Kramer, Marie Leuenberger, Stefan Schneider, Samuel Weiss

Weitere Termine:
02.02.2010, 20:00 Uhr
03.02.2010, 20:00 Uhr
18.02.2010, 20:00 Uhr