Happy Lamento

Nach über 20 Jah­ren kehrt Klu­ge auf die Kino­lein­wand zurück. Sein fröhlicher Klagegesang verbindet die Slums von Manila mit Elvis Presley und King Kong. Wenn Heiner Müller über den Mond, Helge Schneider über die Orchestrierung des Alls und Peter Berling über den militärischen Nutzen von Löwen sinniert, befindet man sich mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Film von Alexander Kluge. Er verknüpft, so assoziativ wie spielerisch, den G20-Gipfel mit dem Zirkus, elektrischen Elefanten und blauen Monden. Der Film ent­stand in Koope­ra­ti­on mit dem phil­ip­pi­ni­schen Kino-Rebellen Khavn, Aus­schnit­te aus des­sen Film „Ali­pa­to – A Brief Life Of An Ember” geben den Sound des Essays vor.

Im Grunde genommen geht es bei diesem Film um elektrisches Licht, den Zirkus, den Song “Blue Moon” und Straßenkämpfe unter Kinderbanden im Norden Manilas – mit einer Wildheit, die normalerweise westlichen Augen nicht zugänglich ist.

Alexander Kluge


Regie: Alexander Kluge
Drehbuch: Alexander Kluge, Khavn
Kamera: Albert Banzon, Erich Harandt,
Thomas Mauch, Thomas Willke
Schnitt: Kajetan Forstner, Roland Forstner,
Stephan Holl, Andreas Kern, Toni Werner
Darsteller: Helge Schneider, Heiner Müller,
Galina Antoschewskaja, Peter Berling
FSK: 16
Verleih: Rapid Eye Movies
Kinostart: 20.06.2019
Länge: 90 min





Pressestimmen

NDR

„Happy Lamento“: Alexander Kluges erhellender Film (Katja Nicodemus)

Zwanzig Jahre lang lief kein Film mehr von Alexander Kluge im Kino. 50 Jahre ist es her, dass Kluge für „Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“ den Goldenen Löwen in Venedig bekam. An diesen Film schließt „Happy Lamento“ jetzt an – und wieder folgt er den eigenen Regeln. Auf seine einmalige Art unterläuft der 87-Jährige die eingefahrenen Pfade und Formen des Geschichtenerzählens.
Ein Filmemacher muss schon ein sehr entspanntes Verhältnis zu Metaphern haben, wenn er zu Beginn seines neuen Werkes eine Glühbirne zeigt, die plötzlich erstrahlt. Tatsächlich ist „Happy Lamento“ von Alexander Kluge ein erhellendes Werk …

KINO-ZEIT

HAPPY LAMENTO (2018) Eine Filmkritik (Maria Wiesner)

VON TRUMP, ELEFANTEN UND EINEM BLAUEN MOND
Kluges Film „Happy Lamento“ hat mich beim „Interview mit der russischen Kommissarin zur Evakuierung eines Zirkus 1941“ verloren. Da sitzt Galina Antoschewskaja mit Kommissarinnenmütze vor einem Mikro und versucht, ihre Rolle mit russischem Akzent zu improvisieren und Alexander Kluge korrigiert ihre Aussagen mit seinen Fragen immer wieder. (Sie: „Wir brauchten drei Tage dafür.“, Er: „Also Sie brauchten eine Woche, und dann…“). In meinem Aufzeichnungen stehen daneben mehrere aggressive Fragezeichen …

Film-Rezensionen

Happy Lamento (Rouven Linnarz)

Nach 20 Jahren Abstinenz vom Kino meldet sich Alexander Kluge (Deutschland im Herbst) mit einer Dokumentation oder eher einem filmisches Essay zurück. In den rund 90 Minuten von Happy Lamento präsentiert sich dem Zuschauer ein Bilderreigen, der unter bestimmten Oberthemen oder -begriffen zusammengehalten wird, wie zum Beispiel „Zirkus“ oder „Mond“. Neben allerlei Weggefährten Kluges geben sich Künstler wie Heiner Müller oder Helge Schneider die Klinke in die Hand, diskutieren mit Kluge über die Rolle des Mondes über den Menschen oder eben über das passende Instrument, welches man unbedingt auf eine Mondreise mitnehmen sollte …

artechock

Happy Lamento – Bilderstrom aus Assoziationen (Rüdiger Suchsland)

Anfang der Sechziger gehörte er, ausge­bil­deter Jurist und (obwohl er, wie er sagt, nie bei ihm studiert hat) Schüler des links­bür­ger­li­chen Meis­ter­in­tel­lek­tu­ellen Adorno, zu den Verfas­sern des Ober­hau­sener Manifests, der Geburts­ur­kunde – nicht des Zeugungs­akts – des west­deut­schen Auto­ren­kinos: Alexander Kluge. Und seine Filme. Kurz danach zeigte er ein paar Jahre lang, an der Hoch­schule für Gestal­tung Ulm wie gute Film­aus­bil­dung als gleich­be­rech­tigte Teilnahme, nicht bloße Anhäufung von Wissen, funk­tio­nieren könnte: Die Hoch­schule für Film-Gestal­tung Ulm sollte eine Art zweites, bundes­re­pu­bli­ka­ni­sches Bauhaus sein – ein real-utopi­scher Gegen­ent­wurf zu gewohnten Ausbil­dungs­wegen. Nach einer Karriere als Film­re­gis­seur, Theo­re­tiker und Schrift­steller machte der 1932 geborene Alexander Kluge in den letzten 30 Jahren vor allem Fernsehen: Seine Programm­ni­schen »News & Stories« und »10 to 11« auf RTL und Sat-1 sind für ihren einfalls­rei­chen Anar­chismus und ihre Neugier welt­berühmt. Jetzt, nach Ende dieses Fern­seh­ka­pi­tels, kommt Kluge zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder mit einem Film ins Kino …

Tagesspiegel

Karaoke im Schweinestall (Andreas Busche)

Warum spielt der Typ mit dem Astronautenhelm aus goldener Alufolie auf der Bontempi-Orgel „Kleine Taschenlampe brenn’“? Und wozu braucht er dazu eine Lesebrille? Die Sterne am Firmament kann man ja ohnehin nicht zählen, wie er ganz richtig erklärt. Und was hat dieses bizarre Intermezzo mit dem beinlosen Bettler zu tun, der in den Slums von Manila im Dreck sitzt und in einem irren Monolog „Lang leben die Kinder!“ brüllt – während sich der Kreis eben jener Kinder um ihn herum schließt, bis nur noch Schmatzgeräusche zu hören sind? Diese Fragen haben alle ihre Berechtigung, sie tragen aber nur bedingt zum Verständnis von „Happy Lamento“ bei, dem ersten Kinofilm Alexander Kluges seit über 20 Jahren …

DW Live TV

Alexander Kluge zurück im Kino mit „Happy Lamento“ (Jochen Kürten)
Auch mit 87 Jahren ist der Regisseur noch aktiv und bringt wieder einen Film in die Kinos. Kluge gilt als Gründervater des „Neuen Deutschen Films“ – und ist einer der kreativsten Köpfe des deutschen Kulturlebens. Angesichts der vielen Arbeiten Kluges für die große und die kleine Leinwand kommt selbst die vom Weltkonzern „Amazon“ betriebene „Internet Movie Database“ (IMDb) offenbar nicht mehr mit. Und das will was heißen. Die globale Datenbank zu Filmen, die im digitalen Zeitalter in den letzten Jahren zum wichtigsten Nachschlagewerk für Filme und Filmemacher geworden ist, weil sie akribisch wirklich alles und alle aufzählt und listet, die in der Welt des Kinos und des Films arbeiten, streckt offenbar bei Alexander Kluge die Waffen …

SWR

„Happy Lamento“ von Alexander Kluge (Rüdiger Suchsland)

Alexander Kluges erster Kinofilm seit 20 Jahren ist ein spielerischer, poetischer Bilderstrom aus Assoziationen. „Happy Lamento“ besteht vor allem aus „Found Footage“, vorhandenem, nicht eigens für den Film gedrehtem Material.